Robert Schumanns Dichterliebe ist ein Liederzyklus, der seit fast zweihundert Jahren in der klassischen Form von Gesang und Klavierbegleitung erklingt. In diesem Konzert – inspiriert durch das Albumprojekt von 
 Jerzy Chwastyk und 
 Susanne Szambelan – verwandelt sich die bekannte Form in etwas völlig Neues. Die Worte werden nicht gesungen, sondern gesprochen. Die Musik kommt nicht vom Klavier, sondern von zwei Instrumenten – Gitarre und Cello. Die Liebe des Dichters entfaltet sich in drei Dimensionen: Text, Klang und Zeit – und bewahrt dabei ihre ganze emotionale Intensität.
Im Zentrum des Abends steht der Zyklus 
Dichterliebe op. 48 – sechzehn Vertonungen von Gedichten Heinrich Heines, die Schumann im Jahr 1840 komponierte. In der neuen Bearbeitung treten Text und Musik nebeneinander auf – in getrennten Ebenen.
 Jerzy Schejbals Rezitation lässt die Poesie für sich sprechen – ihren Rhythmus, ihre Bedeutungen, ihre Pausen. Gitarre und Cello entfalten eine eigene Erzählung: Sie begleiten nicht, sondern bilden eine parallele, rein musikalische Ebene. So treten Wort und Klang nicht in Konkurrenz zueinander, sondern beleuchten sich gegenseitig.
Im weiteren Verlauf des Konzerts erklingt 
Über Liebe und Tod - ein Werk von 
Michaela Catranis, das eigens für dieses Projekt komponiert wurde. Die Musiksprache ist zeitgenössisch, doch das Thema bleibt dem romantischen Idiom eng verbunden: Liebe, Tod, Unerfülltheit und Verschwinden.
Den Abschluss des Abends bildet 
Auf einer Burg aus dem 
Liederkreis op. 39 – eines der geheimnisvollsten Lieder 
Schumanns nach einem Gedicht von Joseph von Eichendorff. Es zeichnet das Bild einer Burg, in der ein stummer Ritter Wache hält. Unten wird Hochzeit gefeiert, aus dem Tal klingt Musik herauf – doch die Gestalt auf dem Turm bleibt unbewegt. Die Zeit steht still, das Leben spielt sich anderswo ab. Ein Lied ohne äußeres Drama – es spricht von Einsamkeit, innerem Rückzug und emotionaler Abschottung. In dieser Fassung – ohne Gesang – wird es zu einem eindringlichen Finale des Konzerts.
Nicht die Rekonstruktion der 
Dichterliebe steht im Mittelpunkt dieses Abends, sondern die Frage, wie der Zyklus heute klingen kann – in neuer Besetzung, mit anderer Wahrnehmung, doch mit ungebrochener Offenheit für das Gespräch über Liebe und Vergänglichkeit.